Nächster Halt Arles... oder ein Tagesausflug nach Winterthur in Südfrankreich?

Guten Tag zusammen

Wenn wir in Südfrankreich sind, statten wir meistens Arles einen Besuch ab. Neben den erhaltenen antiken Bauten, etwa dem Theater und der “Arena”, sind vor Allem das Antiken-Museum, das man, am Stadtrand gelegen leicht übersehen kann und das alljährliche Fotografie-Festival dafür der Grund.

Nicht immer macht mich das Programm des “les rencontres de la photographie” genug an - ich gebe gern zu, dass wir manches Mal bloss einen Tag im Antiken-Museum verbracht und die Stadt selber nur durchschlendert haben, ohne dort mehr als ein Croissant, einen Kaffee oder ein Sandwich an einem schattgien Plätzchen zu geniessen.

Am Mittwoch Nachmittag dieser Woche wurde das 2022er Programm des “les rencontres de la photographie” Arles im livestream bekanntgegeben (hier der stream - ab Minute 19:00 werden die einzelnen Ausstellungen kurz aufgezählt).

Das Programm dieses Jahr hat mir unverhofft viel Appetit gemacht - deshalb hier ein paar Happen, die ich interessant fand:


Hier der Ausstellungsbeschrieb.
.
.
.

Hier der Ausstellungsbeschrieb.
.
.
.

Hier der Ausstellungsbeschrieb.
.
.
.

Hier der Ausstellungsbeschrieb.
.
.
.

Hier der Ausstellungsbeschrieb.
.
.
.

Hier der Ausstellungsbeschrieb.
.
.
.
Wie üblich gibt es im “Espace van Gogh” eine Fotografie-Klassiker-Ausstellung - dieses Jahr will man der Fotografin Lee Miller eine Ausstellung widmen, die ihr Werk über die bekannten Bilder, der Kriegsberichterstattung und aus dem Umfeld des Surrealimus, hinaus zeigen soll. Tönt ebenfalls sehenswert, finde ich. Und falls, man da schnell wieder draussen ist und noch etwas Zeit bleibt, bietet mindestens der Innenhof ein schattiges Plätzchen für eine Rast unter einem Baum.
.

.
Dort findet sich eine Gedenktafel, die das passende van Goghsche Gemälde zeigt mit einer kleinen Bildunterschrift, die preisgibt, wo sich dieses befindet:

Wer wirklich bildmässig einen “echten Tages-Ausflug nach Südfrankreich” machen möchte und das Bild gleich mit, im Original sehen will, dem empfehle ich eines meiner liebsten Museen überhaupt - Die Sammlung Oskar Reinhart am Römerholz in Winterthur, die dort genauso ab vom Weg gelegen, für Auswärtige leicht übersehbar ist, wie das oben erwähnte Antikenmuseum. “Am Römerholz” gibt es (Süd-) Frankreich satt in Öl auf Leinwand - während man in Arles selbst fast nur Bilder aus aller Welt zu sehen bekommt.

Alles was einem zur Malerei des 19. Jahrhunderts und Frankreich in den Sinn kommt, ist dort vertreten. Obendrein findet sich weitere exquisite Einzelstücke aus sehr viel weiter zurückliegenden Epochen, wie etwa ein feines fünfhundertjähriges Portrait einer unbekannten Engländerin aus der Hand Holbein d.J., … grad neben einer (einzigen) römischen Skulptur, dem Kopf der Plautilla, den ich deshalb besonders finde, weil er aus einer kurzen Epoche der römischen Antike stammt, aus der Portraits bekannt sind, die nur sehr wenig stilisiert sind und einem so den Eindruck geben, eine tatsächliche Person vor sich zu haben. Das hat etwas im besten Sinne gespenstisches, finde ich.

“Zurück in Arles” - finden sich im Antiken-Museum gleich zwei weitere solcher lebensnahen Portraits - ebenfalls Skulpturen, die Kinder zeigen - während einem dort an Erwachsenen vor Allem Gottheiten und Kaiser begegnen, die weniger lebensecht glaubwürdig und stärker stilisiert wirken. Vermutlich war dafür nicht nur die Epoche verantwortlich, sondern auch die Eitelkeit der Erwachsenen? und bestimmt die Funktion der Darstellungen, die analog zu den Darstellungen auf Münzen, jeweils in unzähligen Kopien übers Reich verteilt, dem jeweils regierenden Kaiser Präsenz und Status verleihen sollten.
.


.
.

.
Im selben Museum finden sich viele aussergewöhnlich gut erhaltene Alltagsgegenstände die ein Grund dafür sind, dass wir immer wieder kommen und das Museum im Zweifel den vielen Ausstellungen des Recontres vorziehen.

Im Schlamm der Rhone haben sehr besondere Stücke zwei Jahrtausende perfekt konserviert überdauert, die es in diesem Zustand oder überhaupt sonst nirgends zu sehen gibt.
.

.
Diese Zehnspeichen 22 Zoll(?) Leichtbau Felge könnte am Camper Van aus der Vitrine dahinter montiert gewesen sein. Soweit ich weiss das einzige erhaltene antike Holzrad - und dann auch gleich noch in einem Zustand, in dem man es montieren weiter einsetzen könnte.

Hauptsensation des Museums ist ein perfekt erhaltenes römisches Flussschiff, das ich als Überraschung ohne Bild lassen möchte. Quasi das was heute neben der Rhone auf der A7 als Vierzigtonner verkehrt in antiker Form und mit ähnlicher Ladekapazität, aber für auf der Rhone.

Einzigartig für die gesamte römische Antike dürften die Mühlen von Barbegal sein - soweit ich weiss das, was einer Industrieanlage der Moderne am nächsten kam. Im Museum gibt es davon zwei Modelle.
.


.
Und vor Ort, ganz in der Nähe von Arles kann man die Grundmauern der Anlage frei zugänglich besuchen und viel Steine aus den Modellen wiederfinden sowie die verschiedenen Räume, Bereiche und Terrassen noch perfekt zuordnen. Obendrein gibt es dort die Energieversorgung der Grossanlage via Wasserkraft, auf einigen hundert Metern Länge erhalten, zu bestaunen.
.

.
Der letzte Ausflugstipp um Arles herum ist die Ferien-Retortenstadt La Grande-Motte. Während dort die eng parzellierten Campingplätze für unsere Begriffe unerschwinglich sind, kann man am Yachthafen frei parkieren, wenn man bloss einmal ins Meer hüpfen will.
.

Nein, dort darf man weder stehen bleiben noch tanken, aber einmal an der selben Stelle, an der das Bild aufgenommen wurde, um hundertachtizg Grad gedreht, hat man den Strandparkplatz direkt vor sich.
.
Ich hoffe, es mag für irgendjemanden etwas neues dabei sein oder etwas das Vorfreude auf das diesjährige rencontres macht oder zumindest ein Anlass um schon mal an den Sommer zu denken,

Gruss T4J

p.s. Ach ja, und natürlich gibt es die Grossanlage von Frau Hoffmanm, die inzwischen eröffnet ist. Die habe ich wohl unterbewusst verdrängt - warum auch immer ;- I …aber ich freue mich darauf, den Park und die alten Hallen zu sehen. Dazu gibt es ebenfalls seit Mitte der Woche den passenden Arte-Beitrag auf YT. Wieso eine konvexe verspiegelte Monumentalform einladend sein soll, Herr G, das erschliesst sich mir nicht! Und ans antike Theater hat es mich auch nicht erinnert.

Aber eben, der Park und die Hallen sind bestimmt einen neugierigen Blick wert und auf der anderen Seite der Eisenbah-Brücke grad nebendran hat es allemal gute Backwaren.

.

7 „Gefällt mir“