"Andere Reiseführer" und Tipps für Italien (und Frankreich)?

Die einzigen und letzten Reiseführer, die ich bisher gern gelesen habe, waren zwei oder drei aus der Reihe “anders reisen” vom rororo und einer von Wolfgang Abel aus seinem eigenen Oase Verlag. Die anders reisen Reihe gibt es leider zwei Jahrzehnte schon nicht mehr und mein letzter und einziger Abel, war Mitte der Neunziger schon nicht mehr aktuell.

Beim Abel war die Aktualität aber auch kein Lesegrund, es waren nicht so sehr die praktischen Qualitäten eines ADAC Campingführers, der aus dem Quotienten von Parzellenzahl zu Porzellanschüsselzahl mit unantastbarer, mathematisch korrekter Präzision eine Qualitätswertung ableitet, sondern eher literarische Qualitäten von jemandem, der einen ähnlichen Blick auf seine Umwelt und Mitmenschen hatte, wie wir damals.

Eben habe ich gesehen, dass von ihm Einiges gibt für die Wochendreichweite von der Schweiz aus: www.oaseverlag.de und auf seiner Website auch, wie ich finde sehr unterhaltsame, “Leseproben” - Blogbeiträge wie etwa diesen hier zur “Essenz des Wanderns”.

Nach Herrn Abel habe ich nur noch wenige Reisefüher gekauft und mich nie für einen voll begeistern können, sondern meist, wie bei der App park4night, bloss hineingesehen, um einschätzen zu können, welche Plätze und Gegenden wieviel Geselligkeit bieten.

Ich wäre aber sehr dankbar für eine Empfehlung für Italien südlich des Lago Maggiore(Abel), die über Baedeker, DuMont und Co hinausgeht, bzw. mit einem, ein wenig anderen Blickwinkel?


Mein liebster und wichtigster Reiseführer in Frankreich war von Anbeginn an die gelbe Michelin Karte, also die Michelin in 1:200 000. Eben habe ich gesehen, dass inzwischen auch Italien damit abgedeckt ist in Einzelkarten und sogar, wie für Frankreich, eine “dicke Schwarte” existiert, wenn auch in vermutlich bloss 1:300’000.

Die Karten erzählen viel über das, was unterwegs von einer bestimmten Strasse aus zu sehen sein könnte, genauso wie sie einen Überblick geben und zeigen was zu sehen sein mag, wenn man eine Strecke knapp nebendran wählt oder vielleicht sogar einen komplett anderen Weg einschlägt - aber sie verraten nie so viel wie ein Reiseführer. Man darf selber entdecken und kann sich mehr verleiten lassen, als Gefahr zu laufen, abzuhaken, finde ich.

Abgesehen von den Karten, habe ich am liebsten ein paar Fixpunkte, die nicht aus einem Reiseführer heraus, sondern an und für sich, aus sich heraus ins Visier geraten. Für Südfrankreich ist das etwa das Rencontres de la photographie in Arles oder ein Roman, der den Bau eines Klosters im 12. Jahhundert beschreibt und dessen Schauplatz ein tatsächliches und besichtigenswertes Kloster ist oder etwa Petrarcas Schilderung seines Aufstieges zum Mont Ventoux.


Im Moment sieht es nicht danach aus, dass es dieses Jahr schon etwas wird mit dem Plan, den Stiefel einmal bis in den Absatz runter zu durchfahren, aber umso mehr Freude macht es, in Gedanken schon einmal ein paar mögliche Fixpunkte auszubaldovern. Mein Nachwuchs war bisher nur im Norden (Venedig, Toskana, Cinque Terre). Also soll es mit Zwischenstationen diesmal über Rom, Neapel (Herculaneum) und Paestum bis nach Appulien runter gehen.

Bisher sind meine Quellen sehr sporadisch, was lohnenswerte Stationen angeht. Die Region der Amalfi Küste etwa ist mir nur ein Begriff aus Carl Blechens Skizzenbuch “Mit Licht gezeichnet”, aber, so zeitlos umwerfend schön die Aquarelle auch sein mögen, die Gegend ist womöglich nicht mehr die selbe wie im Mai 1829.

Zeitlich etwas näher dran sind die Bilder von Luigi Ghirri, die sich im brandneuen Photobuch “Puglia. Tra albe e tramonti” finden. Es ist lange her, dass mich Photographien dermassen begeistert haben. Hier lässt sich das Buch durchblättern.

(In der Galerie Mai 36 in Zürich sind immer wieder Bilder im Original ausgestellt.) Mir gefallen die Bilder als solche dermassen, dass ich erst jetzt auf die Idee gekommen bin, dass nicht nur die Bilder als Bilder der Wahnsinn sind, sondern man das Buch auch als Reisetipp missbrauchen könnte.

Ansonsten steht als erste Zwischenstation noch Varese auf dem Zettel - das Museum Flaminio Bertoni hatten wir vor gut zehn Jahren einmal schwer begeistert “am alten Ort” besucht. Inzwischen ist es umgezogen und teilt sich ein Dach mit einer Sammlung Bertone Prototypen in einem allten Flughafengebäude. Tönt wie ein schlechter Witz, da die beiden ausser der Namensgleichheit und der daraus sich ergebenden Verwechselungsgefahr nicht all zu viel direkte Beziehung zueinander hatten, soweit ich weiss. Aber lohnen sollte es sich deswegen kein bischen weniger, zumal in den Hallen nebendran auch noch das ein oder andere Aeroplan ausgestellt ist.

.

Eben konnte ich aber nicht sehen, ob das Mueseum Flaminio Bertoni im Moment wirklich “vorübergehend geschlossen” ist, wie es google verkündet oder doch geöffnet ist, wie es beim Bilck auf die “Karte vom Vollandia Gelände” den Eindruck macht.

In Turin (Lingotto?) und in der Gegend um Maranello gibt es bestimmt auch noch einiges zu sehen?

.

Vielleicht ist ja für jemanden etwas dabei, bei dem was mir bisher begegnet ist, vielleicht fällt jemandem aber auch noch etwas ein ? Ein etwas alternativer Reiseführer ? Ein Roman ? Ein Festival ? ein kleines Museum ? Ein verstecktes archäologisches Fundstück, wie die Mühlen von Berbegal in Frankreich, etwas abseits der mit Reisebusparkplätzen bestückten Sehenswürdigkeiten oder ein kunsthistorisches ?

Im Gegensatz zu Wildcamping Geheimtips, lassen sich solche Tipps ja hier teilen ohne, dass etwas dabei verloren geht.

Gruss T4J

1 „Gefällt mir“