Erfahrungsbericht: die besten Strassen Reifen/Pneu am VW Bus T3 (auch T2, T1)

Fragt man in die Runde: “Welches sind die besten Reifen am T3?” , dann folgen Anworten wie: “Ich fahre den xy und bin damit sehr zufrieden”. Und diese Antworten sind allesamt richtig. Aber es lässt sich damit leider nichts vergleichen. Es fehlen objektive Kriterien.

Meine Reifengeschichte nach 13 Jahren T2 und nun 24 Jahren T3 ist die folgende…

Die Anfänge

Am T2 hatten mich die Reifen gar nicht interessiert, Hauptsache es waren welche drauf und hatten genügend Profil. Das Strassenverkehrsamt beanstandete einmal, dass da keine Transporterreifen drauf seien, also fehlende Traglast. - Aha: es braucht also Transporterreifen am VW Bus.

Beim T3 war das anfangs auch so. Bis etwa 2012 wurde beim Pneuhändler jeweils das gerade verfügbare Modell in der passenden Dimension aufgezogen. Es fuhren sich alle ähnlich. Das waren wohl Dunlop, Semperit und diverse mehr. Alles gar nicht schlecht, Hauptsache es fährt.

Die Vorgeschichte

2012 wollte ich aber erstmals einen Premium Reifen und zwar einen Continental. Müsste ja besser sein und sich ein spürbarer Unterschied zeigen. In Sachen Bremsleistung und bei Nässe war er tatsächlich besser aber das Aha-Erlebnis begann dann ab Ende 2015: die Werkstatt meldete, die Vorderreifen hätten zu wenig Profil!

Zu wenig Profil nach nur drei Jahren? Die Reifen waren in der Mitte kaum abgefahren aber an den Aussenseiten deutlich mehr. Erster Gedanke: Spur falsch eingestellt! Das konnte aber nicht sein, da wegen ausgeschlagenen Buchsen und Traggelenken die Spur erst vor einem Jahr neu korrekt eingestellt wurde. Der Bus fuhr sich einwandfrei und dabei ‘pflügt’ er vorne auch leicht. Das ist übrigens bei allen Autos so, sonst kann man nicht sauber geradeaus fahren.

Dann den damaligen Continental Reifen nochmals genauer angeschaut: die Profiltiefe der Lauffläche nahm zur Aussenseite deutlich ab. Und an der Aussenseite wird er vorne besonders beansprucht.

Analysen und Kriterien

Ende 2015 begann ich erstmals systematisch bei der Reifenauswahl vorzugehen.

Kriterium 1: die Lauffläche des Originalreifens ist schmal. Darum ein Reifen mit möglichst breiter Lauffläche und somit viel Kontaktfläche zum Boden

Kriterium 2: keine abfallende Profiltiefe der Lauffläche zur Aussenseite hin

Dazu ein Bildvergleich
links schlecht: wenig nutzbare Lauffläche, die Profiltiefe nimmt zur Aussenseite ab
rechts gut: viel nutzbare Lauffläche, die Profiltiefe nimmt zur Aussenseite nicht ab

Wieso auf der Vorderachse vor allem die Aussenseite der Lauffläche beansprucht wird, sieht man hier:
(Bild anklicken um Video Sequenz zu starten)
Reifen_Kurven_2

In den Kurven walkt der Reifen stark nach innen und die Aussenseite der Lauffläche wird entsprechend beansprucht. Auch gut zu sehen: der Bus schwankt stark! Das kommt einerseits durch die Federung aber vor allem durch die hohen Reifen welche bei Belastung nachgeben.

Das Einfachste wäre: grössere Felge und damit ein weniger hoher Reifen. Am T3 sind aber nur 14 und 15 Zoll Felgen zugelassen. Somit sollte es bei den Originaldimensionen 185/80 R14 C bleiben.

Dazu ein Bildvergleich wie sich das Verhältnis Felge/Reifen im Laufe der Zeit verändert hat.

links alt: kleine Felge, hoher Reifen - - - - - - - - rechts neu: grosse Felge, wenig Reifenhöhe

Der Wendepunkt

Folglich suchte ich ab Ende 2015 nach einem Reifen welcher seitwärts deutlich stabiler war.

Kriterium 3: ein möglichst seitenstabiler Reifen

Die Suche gestaltete sich schwierig, denn für Transporterreifen gibt es fast keine Testberichte. Dann kam mir in den Sinn, dass Wohnmobile ähnlich hohe Reifen besitzen. Und zu Wohnmobilen gab es ein paar aktuelle Reifentests.

Bei den Tests interessierte eigentlich nur eine Disziplin: schneller Spurwechsel bei Tempo 80. Das ist genau die Seitenstabilität. Bei den anderen Disziplinen waren alle Premiummarken etwa gleichauf.

Und in dieser Disziplin stach damals ein Reifen heraus: der Pirelli Carrier. Was machte diesen Reifen so seitenstabil? Der Reifen war 1,5kg schwerer als alle anderen. Somit mehr Material in der Karkasse verbaut. Dieser Reifen erfüllte alle meine 3 Kriterien. Also jedenfalls in der Theorie…

Somit im Februar 2016 den Sommerreifen gekauft und auf die Felgen aufziehen lassen. Im April dann an den Bus montiert. Und? … der Bus fuhr jetzt viel stabiler. Von einer Lastwagen Windschleppe wurde man nicht mehr durchgerüttelt. Und wenn ich kurvenreiche Strecken zügig fuhr, stand mir das Grinsen im Gesicht :grinning:

Der Pirelli Carrier

Der beste Reifen heute

Für 2023 waren wieder neue Sommerreifen angesagt. Den Pirelli Carrier gibt es nicht mehr in meiner gewünschten Dimension. Dazu kommt, dass mir der Reifen etwas zu wenig Querprofil hat. Die Islandreise fuhr ich deswegen mit Winterreifen. Aber ansonsten, alles bestens. Kein Weg zurück bei den Kriterien!

Übrigens: kann man eigentlich von der Profilanordnung auf die Haftqualität des Reifens schliessen? Nein, man kann nicht. Bestes Beispiel ist die Formel 1. Da wird mit Reifen ohne Profil gefahren. Und dennoch sind auch bei profillosen Reifen die Unterschiede zwischen den Herstellern gewaltig. Die Haftqualität liegt in der Gummimischung. Aber die Gummimischung sieht man dem Reifen nicht an. Zudem ist es beim Hersteller wohl das bestgehütete Geheimnis.

Reifensuche für 2023: zurück zum Ausgangspunkt. Diverse Marken- und Premiumreifen angeschaut. Von der Laufflächenbreite und viel Profiltiefe bis zum Rand wären mehrere in Frage gekommen. Aber bei der Seitenfestigkeit blieb schlussendlich nur einer. Alle Reifen waren rund 10kg schwer, der Goodyear EfficientGrip Cargo 2 hingegen 11,4kg.

Goodyear EfficientGrip Cargo 2

Dieser Reifen ist am VW Bus nochmals einen Tick besser als der Pirelli. Vor allem läuft er leiser. Gut, spielt die Lautstärke bei einem T3 eine Rolle? :innocent: - in meinem Fall, ja. Da die Bleche entdröhnt sind und die Vibrationsstellen beseitigt. Rollt man im Standgas bei Tempo 60, ist nur noch der Fahrtwind an der Front zu hören! :grinning:

Felgen

Ob Stahl- oder Alufelgen ist jedem selber überlassen.

Immens wichtig ist jedoch, dass die Radschraubenlöcher und Andruckstellen frei von Farbe oder Lack sind. Im Fahrbetrieb wird die Felge warm bis heiss. Der Lack an den Befestigungsstellen wird weich. Dadurch können sich die Radschrauben lösen!

Ventile und Reifendruck

Normalerweise wird in die Felge ein Gummiventil montiert. Dieses ist bei jedem Reifenwechsel zu ersetzen. Das Gummiventil altert wegen Sonnenstrahlung, Umwelteinflüssen und kalt/warm. Zudem ist es auch einfach zu beschädigen.

Deshalb ist vorzugsweise ein Metallventil zu montieren. Es erhöht die Zuverlässigkeit, muss beim Reifenwechsel nicht ersetzt werden und sieht erst noch besser aus. In meinem Fall sind die Metallventile schon über 20 Jahre verbaut :+1:

Auch unbedingt den Reifendruck beachten. Oft ist er zu tief. Bei tiefem Reifendruck beginnt der Reifen stärker zu walken und wird heiss. Das kann hin bis zu Platzern oder gar einem Reifenbrand führen!

Reifendruck: mindestens 3,0 bar vorne und 3,5 bar hinten, besser etwas mehr. Ich fahre momentan mit 3,2 vorne und 3,7 hinten bei einem eher leichten Bus. Keine Angst, der Transporterreifen hält dies aus! Hingegen ist es oft schwierig an der Tankstelle einen Luftdruckfüller zu finden der 4 Bar Druck und mehr liefert…

Zusammenfassung - Kriterien zur Reifenwahl

Kriterium 1: die Lauffläche des Originalreifens ist schmal. Darum ein Reifen mit möglichst breiter Lauffläche und somit viel Kontaktfläche zum Boden wählen.
Kriterium 2: keine abfallende Profiltiefe der Lauffläche zur Aussenseite hin
Kriterium 3: ein möglichst seitenstabiler Reifen → hohes Reifengewicht
Kriterium 4: nur gute Marken oder besser Premium Reifen

Zusammenfassung - Fazit

  • Transporter Reifen werden nur alle 4 bis 5 Jahre neu aufgelegt
  • Nicht das Reifenprofil, sondern die Gummimischung des Herstellers ist entscheidend.
  • Reifendruck: mindestens 3,0 bar vorne und 3,5 bar hinten, besser etwas mehr.
  • Felgen: Radschraubenlöcher und Andruckstellen frei von Farbe oder Lack
  • Ventile: Metallventile verwenden

Gute Fahrt, Philipp

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Sehr guter Bericht. Danke

Sehr hilfreich, danke!

Eine Frage habe ich noch, hast du bezüglich der Ventile einen bevorzugten Hersteller? Ich hatte schon welche, die nicht dicht waren und ich dann alle Reifen nochmals montieren durte.

Bei den Metallventilen kenne ich keinen Hersteller, bei mir waren alle Ventile okay.

Aber bei der Montage ist wichtig, dass man das Ventil nur mit maximal 6Nm anzieht, sonst geht der innenliegende Dichtungsgummi kaputt. 6Nm sind sehr wenig. Es braucht auch nicht mehr weil der Reifendruck das Ventil nach aussen drückt und somit dichtet.

Ich hab 18zoll eingetragen :grin::grin:

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Hallo @Flippi! Vielen Dank für den ausführlichen Bericht und die detaillierte Darlegung deiner Kriterien. Mir scheint das sehr schlüssig, was du schreibst. Ich bin beeindruckt, dass du dir für die Reifenfrage so viel Zeit genommen hast, das seriös recherchiert hast und vor allem uns hier an deinen Erfahrunge teilhaben lässt! Grosses Merci!!

Danke dir für das Teilen deiner Ergebnisse… wieder was gelernt und beim nächsten Reifenkauf werde ich drauf achten!

Danke, Philipp für diesen super Beitrag.
Habe eine Frage dazu:
Als Kriterium 1 hast du eine „möglichst breite Lauffläche“ definiert.
Für die typischen 14-Zollfelgen sind neben den standardmässigen 185/R14 doch alternativ auch 205/70R14 zugelassen. Bei unserem T3 ist das sogar auf einem Original-Aufkleber innen an der A-Säule vermerkt. Solche 205-er sind nochmal deutlich breiter. Hattest du diese auch getestet und verglichen?
Danke.

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Und 195er gibts auch noch. Es gab auch original etwas breitere 14 Zoll felgen (6 Zoll statt 5.5 wenn ich mich recht erinnere) da kriegt man dann eher breitere pneus drauf.

Nein, diese habe ich nicht verglichen oder gar getestet. Danke für den Hinweis, gar nicht gewusst, dass es diese Alternative gibt. 205 ist ja 20mm breiter als 185. Also könnte man Kriterium 1 etwas aufweichen oder ganz weglassen. Aber Kriterium 2, 3 und 4 bleiben. Somit käme ich wieder auf dieselbe Reifenwahl wie jetzt.

Aber aus Neugierde habe ich nun nach Transporterreifen in der Dimension 205/70R14 gesucht. Überraschung: da gibt es kaum etwas, nur 6 Angebote. Kein bekannter Marken- oder gar Premiumanbieter mit dabei. Leider. Bei 185/80 R14 gibt es rund 70 Angebote! Das hat mich überrascht. Aber somit ist leider 205/70R14 keine echte Alternative.

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Wo hast du die her?

Habe welche für 15" gesucht und das war mal das erste Kriterium. Gibt einen Michelin Agilis, da in den anderen Punkten überall besser als der Conti. Bis jetzt war ich damit zufrieden. Pirelli Carrier habe ich noch eine Satz auf 14"-Felgen, falls der jemand will.

Gruss
tomix

Die Metallventile wurden vom Reifenhändler montiert. Aber es gibt bei der Suche nach ‘Metallventile’ viele Treffer im Netz und in der Bucht.

Ventilbohrung ist übrigens 11,3mm (Standardautofelgen-Bohrung) und die kurze Ausführung reicht.

Ich fahre schon seit Jahren mit Metallventilen, hatte mir damals auch mein Pneuhändler empfohlen und montiert. Kann ich nur empfehlen.

Hoi zämä

Bin gerade am Punkt, an dem ich neue Reifen montieren muss.
Danke Flippi für den super Beitrag. Ich möchte bei mir den Goodyear Efficientgrip montieren.

Bin mir aber gerade nicht ganz sicher, eigentlich kann ich auch die 195er Variante vom Pneu nehmen?
Ich habe die Normale Standardfelfe 5.5 Jx14
Kann ich den hier montieren lassen?

image

Danke euch und Gruess
Mario

Sali Mario

195/80 R14 wird zwar auf die Felge passen aber der Abrollumfang ist grösser geworden.

Zur Erklärung:
195 ist die Breite des Reifens in Millimetern. Die zweite Zahl 80 ist die Reifenhöhe in Prozent zur Breite. R14 ist der Felgendurchmesser in Zoll/Inch.

Hier ein Reifenrechner - nur Reifenbreite, Reifenhöhe und Felgendurchmesser befüllen.
Originalmasse sind 185/80 R14

Bei 195/80 R14 ist der Reifendurchmesser rund 1,6 Zentimeter mehr geworden und der Abrollumfang 5 Zentimeter, bzw. 2,5% mehr. Damit wird Tacho zu wenig anzeigen da jetzt grössere Reifen montiert sind. Der Tacho darf aber nie nachgehen bzw. nur gleich viel oder mehr anzeigen.

Um möglichst wieder an die Originalmasse von 185/80 R14 heranzukommen, sollte der breitere Reifen etwas weniger hoch sein. 195/75 R14 ergibt fast genau die originalen Abmessungen. Aber den Goodyear gibt es offenbar nicht in 195/75 R14.

Beliebig breite Reifen kann man auch nicht auf die Felge aufziehen, weil irgendwann ist die Felge zu schmal dafür. Zudem sollten die Seitenwände des Reifens möglichst senkrecht zur Felge verlaufen weil dadurch die Tragkraft am besten übertragen wird. Reifen und Felge bilden quasi eine abgestimmte Einheit und es lässt in Sachen Reifenabmessungen nur sehr bedingt Änderungen zu.

Gruss, Philipp

Salü Philipp

Ok, Alles klar. Danke vielmals für deine Erklärungen!

Gruess Mario

die Tachos beim T3 gehen eher vorraus, meist sind es so um die 8%, dies lässt sich mit einer GPS Messung herausfinden. Danach kann man mit dem Reifenrechner seine optimale Reifengrösse herausfinden. Diese ist natürlich so zu wählen, dass der Tacho nicht nachgeht und vielleicht der Blitzer mal nicht auslöst wenn man leicht zu schnell ist. also noch etwas spatzig lassen.

@watteli : Die 195/80R14 sollten also auch passen, was du allerdings bedenken musst, ist dass das Drehmoment an den Rädern etwas weniger werden wird und damit der Bus nicht mehr gleich gut „zieht“

Gruss Martin

Da geb ich dir recht, bei mir waren es zuvor rund 5 bis 6%. Aber seit ich den Pirelli Carrier montiert hatte, kassierte ich innert kürzester Zeit eine Geschwindigkeitsbusse. Ich kannte den fest installierten Blitzer für Tempo 60. Bin da mit rund 63-64 Tachogeschwindigkeit durchgefahren. Gemessen wurden 63 abzüglich 2km/h Toleranz…

Danach habe ich mit der GPS Geschwindigkeit oder mit Google Maps Kilometern verglichen. Der Tacho ist nahezu genau, zeigt minimal zuviel an. Der Pirelli Reifen hatte offensichtlich mehr Umfang als die Reifen zuvor. Oder weil er weniger einwalkt, steht er höher.

Vor der Montage waren die neuen Goodyear Reifen über den gebrauchten Pirelli Sommerreifen gelagert. Der Goodyear hat auch wieder mehr Umfang als der (abgefahrene) Pirelli. Somit auch wieder nahe an der echten Geschwindigkeit.

Es gibt offenbar durchaus Abweichungen/Fertigungstoleranzen bei der Originaldimension 185/80 R14. Aufgrund dieser Erfahrung kam ich zum Schluss eher nicht 195/80 R14 zu montieren.

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Ja, dass es klare Abrollufangs- bzw. Durchmesserunterschieden bei gleicher nominaler Reifengröße gibt ist an sich bekannt aber mehr von AT und MT Reifen. Da passen die einen noch gerade so an der Schwinge hinten vorbei während ein anderer Hersteller vermutlich andere Messinstrumente nutzt und der Reifen minimal schleift.
Bei “normalen” Straßenreifen hätte ich das allerdings nicht gedacht. Aber das Einwalken kann natürlich dafür verantwortlich sein…Schlussendlich bestimmt das ja den tatsächlichen Durchmesser.

Ich habe übrigens gerade etwas ähnliches festgestellt. Hatte ja früher den BFGooodrich KO2 und bin jetzt auf einen Maxxis 980 AT Bravo umgestiegen. Der ist auch an der Seitenwand etwas weicher, was natürlich Offroad oder auf der Piste sehr schön ist…aber wenn man Straße fährt nicht ganz so optimal. Aber so ist es eben…es gibt wohl nicht den perfekten Reifen für alles :wink:

Viele Grüße
Franz