Hallo zusammen
Mir ist vor kurzem aufgefallen, dass ich mein Versprechen eines Umbauberichts nie eingehalten habe. Das möchte ich nachholen und einige Bilder zeigen.
Fahrzeug
Am grundlegenden Fahrzeug habe ich, abgesehen von kleineren Reparaturen und Servicearbeiten, nicht viel schrauben müssen. Die Wandverkleidungen aus Alu, Holzboden und die Trennwand wurden entfernt und der ganze Innenraum mit einem 3D-Scanner vermessen. Neben der fast schon obligatorischen Autoterm Standheizung mit der von VW vorgesehenen Luftführung in der B-Säule habe ich einen Tempomat nachgerüstet. In der Heckklappe habe ich einen zusätzlichen Taster verbaut, um diese auch von Innen öffnen zu können.
Bei der Markise fiel die Entscheidung zugunsten einer Fiamma F40 Van aus, weil sie sich aus meiner Sicht optisch gut integriert.
Neben der Markise dürften die beiden Fenster von aussen die auffälligste Veränderung sein. Mir war es sehr wichtig, Ausstellfenster zu haben, die sich auch bei Regen öffnen lassen. Nach langer Suche habe ich aus Deutschland einen Umbausatz importiert. Der war mit Zoll und Versandkosten echt teuer, gefällt mir aber optisch sehr gut, weil die mitgelieferten schwarzen Bleche die Vertiefung im Bus perfekt ausfüllen. Zusammen mit den flachen, dunkel getönten Fenstern (vermutlich Seitz D-Lux) ergibt sich für mich ein stimmiges Gesamtbild. Die Innenrahmen und Verkleidungen musste ich selbst anfertigen, das mitgelieferte Material entsprach nicht meinen Vorstellungen. Aufmerksame Leser werden auf den Fotos sehen, dass ein Fenster nicht mehr 100% dicht ist. Das wird vermutlich an der Dichtmasse liegen. Mit dem Dekasyl war ich schon beim Einbau nicht ganz glücklich.
Innenraum
Alle Wände und erreichbaren Stellen habe ich mit Armaflex isoliert. Die Wandverkleidungen sind aus weiss beschichteten, 3mm dicken Faserplatten gefräst worden. Die sind leider etwas feuchtigkeitsempfindlich. Ich habe aber bisher keinen alternativen Werkstoff gefunden, welcher mich wirklich begeistert.
Die Decke habe ich ebenfalls aus 3mm dicken Faserplatten gefräst, aber zusätzlich mit einem grauen, diagonal gesteppten Alcantara-Imitat bezogen.
Den Boden habe ich isoliert und Laminat auf einer 6mm dicken Trägerplatte verklebt. Das Klicksystem hat den Vorteil, dass die Platte in der Mitte quer getrennt werden kann, ohne dass später ein Absatz sichtbar ist. Das erleichtert die Montage im Bus erheblich. In England habe ich angepasste Verkleidungen für die Schwelle der Schiebetür und die Kante zur Heckklappe gefunden. Diese sehen den originalen zum Verwechseln ähnlich, sind aber etwas höher. So lassen sie sich über den Boden montieren und verdecken die Schnittkante.
Möbel
Beim Layout habe ich mich für ein schmales Möbel auf der Fahrerseite und eine Sitzbank längs auf der Beifahrerseite entschieden. Dem Doppelsitz der Beifahrerseite habe ich eine Drehkonsole verpasst.
Alle Möbel sind CNC gefräst und mehrheitlich aus 15mm Birken-Multiplex gefertigt. Die Bohrungen für Möbelverbinder, Pushlock-Verschlüsse und Scharniere habe ich gleich mit gefräst. Weil die Möbel beide eine Bodenplatte haben, können sie ausserhalb des Fahrzeugs zusammengebaut und dann einfach hineingehoben werden. Es waren keine Nacharbeiten nötig, nachträglich betrachtet hätte ich meine eingefügten Toleranzabstände an den anliegenden Kanten sogar weglassen können. Da habe ich dem 3D-Scan zu wenig vertraut.
Die Schrankfächer sind im Innern noch zusätzlich unterteilt. Im hinteren Bereich der längs verbauten Bank lassen sich ein faltbarer Tisch und zwei Klappstühle gut verstauen. Ersterer wird auf zwei Führungen aus Holz getragen und von den zwei weissen Haltern am Verrutschen gehindert. Auf den Fotos nicht zu sehen: die Bank hat zur Mitte hin noch Türen, damit man auch von dort gut ans verstaute Material kommt.
Um ein genügend grosses Bett zu erhalten, lässt sich die Bank gegen den Schrank ausziehen. Der Lattenrost ist in zwei Teile unterteilt. Diese liegen am Schrank auf einer Kante auf und werden von Metallstiften gesichert, damit sie nicht verrutschen können. Aus meiner Sicht zeigt sich da der Vorteil der CNC-Fräse extrem. Die Lattenroste verzahnen sich passgenau mit dem feststehenden Teil, leider auf dem Foto von der Matratze verdeckt. Das hätte ich persönlich manuell niemals in dieser Präzision hingekriegt.
Für die Oberflächen wurden diverse Öle und Wachse ausprobiert, bis ich etwas gefunden habe, das den natürlichen Farbton kaum verändert und keinen Rotstich ergibt.
Küche
Für Kühlwaren und Getränke ist in der Bank stirnseitig eine Kühlschublade verbaut, welche sich auch von aussen gut erreichen lässt. Der Frischwassertank fasst ca. 60 Liter und wird von innen befüllt, weil ich keinen Wanddurchbruch wollte, welcher die Montage und Demontage des Möbels erschwert. Für das Abwasser wird ein 16l Kanister genutzt. An diesem ist normalerweise ein kapazitiver Füllstandssensor verbaut, der die Pumpe stoppt, sobald der Abwasserkanister voll ist. Das Waschbecken hat eine Glasabdeckung und lässt sich bei Nichtgebrauch schliessen und ebenfalls als Ablagefläche nutzen.
Gekocht wird auf einem Cadac Gaskocher, versorgt durch 500g Kartuschen. Der Kocher ist für Innenräume zugelassen und wurde vom Aargauer Strassenverkehrsamt abgenommen. Hierfür muss er aber fest montiert werden.
Elektro
Unter dem Fahrersitz ist ein 80Ah LFP-Akku verbaut. Normalerweise wird er über einen Ladebooster geladen. Ein zusätzliches Kabel mit einem wasserdichten Stecker führt in den Motorraum. Bei längeren Aufenthalten auf Campingplätzen lege ich dorthin ein Ladegerät und halte den Akku so stets gefüllt. Für schöne Sommertage ist ein Solarladeregler fest verbaut. Ich nutze ein mobiles Panel, damit ich den Bus trotzdem im Schatten parken kann. Das Kabel führe ich durchs Fenster.
Neben der Kühlschublade gibt es Ladeanschlüsse. An der Decke sind LED Spots und eine Lichterkette montiert. In der Verkleidung der Heckklappe sind ebenfalls kleine Spots integriert. So kann man auch im Dunkeln bequem hinten etwas verräumen. Gesteuert wird alles über ein zentrales Panel am Schrank. Dort gibt es auch nochmals ein paar Ladeanschlüsse. Die Deckenspots lassen sich neben der manuellen Bedienung auch automatisch über die original verbaute Lichtsteuerung beim Öffnen der Türen einschalten. Zusätzlich sind sie über das Display dimmbar.
Fazit
Mit meinem ersten eigenen Camperausbau bin ich sehr zufrieden. Über das umgesetzte Layout habe ich lange nachgedacht und vorgängig schon gewisse Zweifel gehabt, weil scheinbar die Mehrheit die Bank quer einbaut. Auf meinen bisherigen Reisen alleine oder zu zweit hat sich aber gezeigt, dass das so sehr gut funktioniert.
Natürlich gibt es immer noch Verbesserungspotenzial. So möchte ich beispielsweise innen noch einen Tisch für Regentage montieren, habe aber einfach noch kein überzeugendes System dafür gefunden. Im Winter werde ich auch die Fenster nochmals neu eindichten.
Ich möchte mich bei allen Forumsmitgliedern herzlich bedanken. Auch wenn ich nicht besonders aktiv bin, lese ich viel mit und habe dabei viele wertvolle Tipps und eine Menge Inspiration sammeln können.
Liebe Grüsse, Jonas