Rost & Lackarbeiten beim T4

Hallo

Ich fahre seit 2 Jahren einen T4 Transporter 9-Plätzer Jahrgang 2000.
Die Motorisierung ist 2.0 Benziner.

Der Bus stammte aus erster Hand und hatte erst 130 000.– Kilometer auf dem Tacho.
Mein Plan war/ist, den Bus möglichst viele Jahre zu fahren. Also nicht vor der nächsten MFK in den Export.

In den vergangenen zwei Jahren habe ich das eine oder andere machen lassen und der Bus ist zur Zeit mechanisch top in Schuss. Was neu ist:
· Alle Bremsen komplett neu
· Neuer Kat
· Wasserpumpe
· Anhängerkupplung

Im Frühjahr war er bei der MFK und hat mit Bravour bestanden (Aussage Prüfer: «…dies ist ein sehr gutes Beispiel für einen top gewarteten T4».)

Nun aber zu meiner eigentlichen Frage. Der Bus hat an den T4 typischen Stellen Rost oder Lackschäden.
Diese sind jedoch nicht MFK relevant. Mein Plan war, dass ich vor diesem Winter diese machen lasse.
Es geht mir vor allem darum, dass es nicht immer schlimmer wird mit dem Rost. Optisch stört es mich nicht.
Ausserdem macht es ja wenig Sinn den Bus wegrosten zu lassen wenn ich vorhabe diesen noch viele Jahre zu fahren.

Von den Kosten her kann ich 2000.– investieren. Viel mehr macht aus meiner Sicht keinen Sinn.
Wie gesagt habe ich nicht den Anspruch dass der Bus danach wie neu aussieht. Dellen und Beulen können bleiben. Es geht mir darum möglichst lange Ruhe zu haben bezüglich Rost. Die Arbeit kann auch im Grenznahen Ausland passieren.

Die Problemstellen:
· 3 von 4 Radläufe aussen
· Tankdeckel
· Diverse Kratzer und Steinschläge an verschiedene Stellen

Nun sagt aber jeder Garagist und Lackierer etwas anderes wie ich da vorgehen soll.
Kenne mich mit dem Thema nicht so aus und bin um jeden Tipp dankbar.

Was ich so zu hören bekam:

Mein Garagist:«Schieb das Thema auf die lange Bank und fahre fahre fahre, dem Problem kannst du dich auch später noch annehmen»

Lackierer: «Du kannst machen was du willst, beim T4 kommt der Rost früher oder später immer wieder. Das liegt an der schlechten Hohlraumkonservierung, da kommt überall Feuchtigkeit rein».

Freund mit T4 California: Liess den Rost in den letzten 10 Jahren 3x machen und die Karosserie ist an den besagten Stellen nun so weiter runtergeschliffen, dass beim nächsten Mal gröbere Schweissarbeiten nötig sind.

Was soll ich nun tun?

Habe keine Lust alle 2 Jahre 2000.– zu investieren. Möchte aber auch nicht dass der Schaden in 2 Jahren ireparabel ist. Und damit auch meine Investitionen in den Bus futsch sind…

Grüsse ins Forum
Berni!

Ein Herzliches Willkommen im Forum Berni,

vorab: hier ist es immer gern gesehen, wenn man sich (sein Fahrzeug) ein wenig vorstellt,…das kann man aber bestens auch nachholen : -) Nebenbei gesagt können dann örtlich nahegelegene Forumsmitglieder einfacher auf die Idee kommen, Dir Hilfe anzubieten.

zur Sache: Wenn die Substanz tatsächlich gut ist und es nur äusserlich Roststellchen aufgrund von Steinschlag und Gebrauch gibt und Du keine riesigen kosmetischen Ansprüche hast, dann ist die Lösung nicht soooo schwierig.

Und nichts zu tun wäre sicher die schlechteste Alternative, wenn man nicht möglichst schnell den Wert vernichten will…Gute Güte, welcher Garagist war das denn? Will der so etwa zukünftige Kunden für Karrosseriearbeiten gewinnen ??
Oder hat ihm mal ein Fahrer eines T4 die Freundin ausgespannt ?

Spass beiseite. Nach Deinen Randbedingungen, kannst Du gut die Pickelchen selber runterschleifen, je nach Gusto/Situation mit etwas Rostumwandler und dann mit Rostschutzgrundierung vorbehandeln, mit Lack und je nach Motivation auch noch Klarlack veriegeln. Kosmetisch wird das je nach betriebenem Aufwand und investierteter Liebe mit der Sprühdose recht ordentlich und selbst mit dem Pinsel immer noch besser aussehen als die “blanken” Roststellen.

Man kann sich Lack auch in Sprühdosen anmischen lassen und zahlt dann ggf. nicht unbedingt viel mehr als für die Dosen im Baumarkt, die, obwohl als genau passend deklariert, meistens grausamst danebenliegen und dann oft den grössten Teil eines auffällig unprofessionellen Lackausbesserungserscheinungsbildes ausmachen.

Ich würde versuchen die Massnahmen (gleich beim vorab Abkleben) möglichst stark örtlich zu begrenzen. Es wird ohne diesen Vorsatz sonst oft mit jedem Arbeitsgang ein immer grösserer Fleck.

Hohlräume und rostgefährdete Stellen/ Fugen, et cetera versiegele ich jeweils je nach Situation/Stelle erst mit Kriechöl (z.B. Ballistol(biologisch abbaubar)) und je nachdem mit möglichst dauerfliessfähiger Hohlraumversieglung (z.B. Fluid Film(auf Basis von Schafwollfett(sehr natürlicher Gestank, der aber verfliegt))). Zusätzlich würde ich empfehlen, vor allem auch die Stellen zu schützen, die bei Dir noch gut sind, aber in der Regel als nächstes gerne rosten.

Ein Klassiker: Die Karosseriemasse an den Blechfalzen in den hinteren Radhäusern wird irgendwann brüchig - wenn Du Risse findest würde ich da immer wieder mal was drauf tun in der Hoffnung, dass das Kriechöl kapillar dem Salzwasser zuvorkommt. Der Scheibenrahmen ist ein weiterer Kandidat,…und viele Stellen mehr.

Ausserdem lohnt es sich Unterboden, Radhäuser und dergleichen, genauso wie etwa die Regenrinne vorne und deren Abläufe (Kotflügel wären bei Deinem Baujahr sogar ggf. schon abschraubbar) von Dreck frei zu halten, der Feuchtigkeit bindet und dem Rost sonst den vollen Turbo gibt.

Die Lackarbeiten machst Du gerne bei trockener Witterung und die Versiegelung bei dazu auch noch warmer Umgebungsluft. Also alles möglichst bald, wenn Du es draussen machen willst.

Wehret den Anfängen - gilt besonders beim Rost.

Viel Wert ist sicher auch, den Wagen bei salzigen Temperaturen (laut Schweizer Strassenmeistereeien wird gesalzen so lange es nachts unter 4 Grad plus hat) nicht zu bewegen, sondern erst wieder, wenn seit der letzten Salzgefahr mindestens einmal ein sehr kräftiger Regentag, besser eine Regenperiode die Strassen wieder neutralisiert hat.

Natürlich hat jeder seine eigenen “Rezepte”, aber ich hoffe ein wenig Anregung gegeben zu haben.

Ein Hexenwerk ist das alles nicht, ein paar Abende Recherche wirst du noch brauchen.

Schönen Abend
Gruss
T4J

p.s.
Ich werde nie die Geschichte vergessen, die mir ein Citroen Garagist einmal erzählt hat, von einem stolzen Neu- und Erstbesitzer einer Citroen DS, der seinen Kumpels die Höhenverstellung der Hydropneumatik seiner Neuerwebung im auflaufenden Wasser des Wattenmeeres vorgeführt hat - mit einer kleinen Spritztour.
.
Und es geht doch ! …: noch schlechter als “Nichts zu tun”.

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Hallo T4J

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.

Ich muss an dieser Stelle etwas präzisieren. Ich kann und möchte die Arbeiten nicht selber ausführen. Zu hause sorgen gerade 3 Kinder von 0-3 Jahren dafür das solche Spässe wie «… ein paar Abende Recherche wirst du noch brauchen» nicht drin liegen.

Also einfach formuliert:

Was sind eure Erfahrungen bezüglich Kosten und Haltbarkeit bei Reparatur der klassischen Schwachstellen des T4 (Rostbehandlung und Lackieren) durch einen Fachmann.

Wo habt ihr die Arbeiten ausführen lassen?

Kennt jemand ein Spritzwerk das sich besonders dafür eignet, bzw. mit T4 viel Erfahrung hat?

Hallo Berni

Ich fahre eine Caravelle (2001) und werde zeitnah auch einige Roststellen “behandeln”. Sie sind ebenfalls nicht relevant für die MFK sondern dienen viel mehr der Vorbeugung.

Die Arbeiten werde ich grenznah zwischen Basel und Freiburg bei einem Kollegen machen lassen. Er macht gleich auch noch einen grossen Service (ZR, WaP, Batterie, Ölwechsel etc.).

Gerne können wir die Tage mal telefonieren und uns einfach mal austauschen.

Beste Grüsse
Kevin

0787111884

Ha de bus mal uf bosnie mitnäh wenni mal en ladig Sitz muess abetue…für 2000.- isch de halb bus gmacht :joy::joy:

Erst mal Danke für die Tipps und Hilfestellungen. Habe per Mail einige Offerten in CH und DE eingeholt und an 2. Stellen den Bus persönlich gezeigt. Unten habe ich gelistet was dabei heraus kam.

Da die Preisspanne recht gross, stelle ich mir nun die Frage wie ich die Qualität der Arbeit einschätzen kann. Gibt es gewisse Standards oder Arbeitsweisen in der Industrie anhand deren man ein Besseres Urteil fällen kann?

Ich bezahle lieber mehr wenns dafür länger hält, aber lieber weniger wenn alle gleich lang halten :slight_smile:

Hier was dabei raus kam:

CH: Lackierer in Winterthur (wurde von meinem Garagisten empfohlen):
Macht alles pauschal für CHF 2000.–
Allerdings wenig vertrauenswürdige Kommunikation. Der erste Mitarbeiter am Telefon sagte, dass Sie in der Vergangenheit viele T4 gemacht hätten, der Rost jedoch immer wieder kam wegen der schlechten Verarbeitung des Fahrzeugs und sie die Reparatur nur bedingt empfehlen könnten.
Später kam dann eine 2. Antwort in gebrochenem Deutsch, dass sie alles für pauschal CHF 2000.– machen würden.

DE Lackierer Lauchringen:
Hat das Fahrzeug vor Ort inspiziert und anschliessend mündlich einen Preis genannt, 1500 €

DE Lackierer Aach:
Hat das Fahrzeug vor Ort inspiziert und anschliessend mündlich einen Preis genannt, 900–1000 €

Andere Anfragen wurden entweder nicht beantwortet, hatten keine Kapazität oder waren viel teurer (3500+).

In der Schweiz gibts den VSCI, dies vielleicht zu deiner Orientierung betreffend Standards.
Grundsätzlich zum Rost: Korrodiertes Blech bearbeiten und neu lackieren hat nie den selben Effekt wie Blech austauschen. In vielen Fällen kommt Rost an der Stelle am Blech wieder wo er schon mal war, wenn das Blech dasselbe bleibt…
Also bei allem Optimismus, früher oder später hat jeder immer irgendwo (wieder) mit Rost zu kämpfen so lange er keine vollverzinkte Carrosserie besitzt welche unter Top- Bedingungen lackiert wurde :see_no_evil:

Grundsätzlich empfehle ich die Roststelle herauszuschneiden und ein neues Blech einzusetzen.
Saubere Arbeit kostet ein bisschen mehr, dafür hast du auch länger Ruhe. Vergleich Deutschland Schweiz geht nur bedingt :wink: Das musst du aber selber mit dir aus machen. Ich denke du Arbeitest ja auch in der Schweiz.
Wenn du den Bus länger behalten möchtest wäre eine saubere Aufarbeitung der Karosserie sehr lohnenswert.

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Der Eine trennt schon oberflächlichen Rost am liebsten immer gleich heraus, der andere will möglichst viel Originalsubstanz erhalten.

Im konkreten Fall, wenn beide die Problemstelle ganz real vor der eigenen Nase hätten, aus dem eigenen Geldbeutel bezahlen müssten, unter den selben Vermögensbedingungen und es weniger darum ginge einen Standpunkt zu beziehen, wären die tatsächlichen Lösungen vielleicht etwas näher beieinander als man aus der Ferne den Eindruck bekommt?

Wie auch immer, es gibt ganz bestimmt grosse Unterschiede im Herangehen. Bei dem Beispiel hier etwa wird nur durch frisches Blech ersetzt, was tatssächlich gar nicht mehr vorhanden ist.

Und fast jede rostige Stelle, die noch vorhanden ist, egal ob oberflächlich verrostet, beidseitig oder zu neunzig Prozent, liebevoll erhalten.

Das Projekt ist aus den ersten Beiträgen direkt nach dem Fund hier schon bekannt, aber inzwischen weiter fortgeschritten, über den Zwischenbericht, den ich oben verlinkt habe, hinaus und war schon im Mai sogar wieder rollfähig.

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