Ich fuhr in D überland an eine Baustelle, wo man für lange Zeit auf der linken Spur fahren musste, weil rechts gesperrt. Baustelle vorbei, Hirn ist wieder ‘back in the UK’ und fährt links weiter. Irgendwann kam dann einer entgegen. Ich dachte noch: “was macht dieses A-Loch auf meiner Spur?” und raffte dann, dass ich das A-loch war. Da war gerade eine Kreuzung, ich wollte nach rechts rüberziehen, um abzubiegen (und dem ‘Geisterfahrer’ ausweichen), aber in genau dem Moment fuhr einer rechts neben mir. Den hab ich im letzten Moment gesehen und konnte nochmals ausweichen. Das alles war recht knapp.
Letztes Jahr auf der Rückfahrt in Belgien machte ich ein kleines Nickerchen bei einer Autobahnausfahrt. Man warnte mich, ein paar Stunden früher zur Fähre zu gehen, wegen Zollproblemen. Zusammen mit einem sehr unruhigen Übernachtungsplatz ergab das viel zu wenig Schlaf, so dass ich auf der Autobahn plötzlich schläfrig wurde. Also Nickerchen gemacht, wieder hinters Steuer, auf die menschenleere Überlandstrasse, natürlich auf der falschen Seite. Hab ich dann aber kurzerhand selber gemerkt…
Ich mache mir auf der Fähre nach GB immer Gedanken über die möglichen Szenarien: Kreuzungen, Kreisel, Autobahneinfahrten und so. Die wichtigsten zeichne ich mir auf einen Zettel, den ich beim Fahren in Sichtweite habe. Ausserdem mache ich mir ein Post it an die Scheibe mit einem Pfeil nach Links. Und lassen mir in den ersten Tagen immer schön Zeit, wenn eine Kreuzung naht, um kurz innezuhalten und die Situation zu überdenken. Nach 1-2 Tagen brauchts das aber nicht mehr. Interessant ist auch immer wieder, nachts anzukommen und im Dunkeln in den Linksverkehr geschmissen zu werden. Dann muss ich mir immer vorsagen: Es ist ok, dass die Scheinwerfer alle rechts entgegenkommen…
Speziell in Cornwall sind die Strassen oft so schmal, dass sich Autos nur in Buchten kreuzen können. Da muss man öfters mal blitzschnell in die nächste Bucht rein (die links, der erste Reflex ist immer rechts…), den Rückwärtsgang bemühen oder viel Geduld üben, wenn gleich mehrere Autos sich kreuzen müssen.
Wovor ich mich auch immer in Acht nehmen muss, sind die grossen Kreisel. Nicht wegen der Drehrichtung, sondern weil die Strassen nicht radial darauf treffen, wie bei uns. Die Strasse geht vorher in eine leichte Linkskurve, dass man leicht tangential in den Kreisel fährt. Das animiert dazu, nicht genügend abzubremsen, und plötzlich ist man im Kreisel oder muss voll auf die Klötze, wenn da noch jemand im Kreisel daher kommt. Da wir Schweizer nicht mehrspurig Kreisel fahren können, nimmt man sich am besten Zeit, mal die anderen zu beobachten, wie das geht. Blinken ist dabei immer wichtig, auch den Kurveninneren benutzen!
Schön ist natürlich, wenn der Beifahrer auch mitdenkt! Ich war allerdings immer alleine unterwegs.
Aber man muss bemerken, dass die Briten ausserhalb von urbanen Zentren sehr zurückhaltend, entspannt und rücksichtsvoll fahren (Die können auch Reissverschluss!). Somit kann man gut üben, ohne gleich einen Beserwisser am Arsch zu haben, angehupt zu werden oder einen Stinkefinger gezeigt bekommen. Ich wundere mich jedesmal, wenn ich nach Hause komme wieder, warum hier so ein Krieg auf den Strassen herrscht.